Zonensystem und einfache Belichtungsmessung

Die Entwicklungsparameter (Empfindlichkeit, Verdünnung, Entwicklungs- zeiten) nach dem Zonensystem können selbstverständlich auch bei der einfachen Belichtungsmessung verwendet werden. Jede Film/ Entwickler-Kombination, die nach dem Zonensystem eingetestet worden ist, kann mit den gleichen Empfindlichkeitswerten genauso gut für die einfache Belichtungsmessung genutzt werden. Gegenüber der weniger strengen Empfindlichkeitsbewertung der durch einfache Belichtungsmessung ermittelten Werte ergibt sich ein Negativ mit mehr Details in den Schatten und einer besseren Tonwertdifferenzierung.

Das Zonensystem

ist eine Methode innerhalb der Schwarzweiß-Fotografie, die es erlaubt, vor der Aufnahme ein Motiv zu visualisieren; d. h.: zu erkennen, in welchen Helligkeiten Motivpartien im späteren Bild wiedergegeben werden, welche Schatten tief- schwarz und welche Lichter zeichnungslos weiß werden.

Das Zonensystem erlaubt dabei – nur mittels gezielter Belichtung und Entwicklung –

  • zu große oder zu geringe Motivkontraste auszugleichen und/ oder
  • gezielt einen bestimmten harten oder weichen Kontrast im späteren Bild zu erzeugen,

ohne dabei auf harte oder weiche Papiergradationen zurückgreifen zu müssen. Dies hat den Vorteil, dass man perfekte Negative erhält, die auf der Idealgradation „Normal“ mit optimalem Tonwertreichtum zu vergrößern sind.

Vereinfacht ausgedrückt, handelt es also beim Zonensystem um eine fotografische Methode zur Kontraststeuerung, basierend auf einer gegenseitig angepassten Belichtung und Entwicklung.

Der Gesamtkontrast des Negativs ergibt sich aus dem Motivkontrast einerseits und der durch Entwicklung gesteuerten Gradation des Negativs andererseits. Die Gradation wird durch die sog. „Schwärzungskurve“ beschrieben. Dabei entsteht durch eine verstärkte Entwicklung (forcierte Entwicklung, Überentwicklung) ein höherer Kontrast (steile Gradation) und durch eine abgeschwächte Entwicklung (Unterentwicklung) ein geringerer Kontrast (flache Gradation). Jede Emulsion weist bei jedem Entwickler eine andere Schwärzungskurve auf, weswegen man die Schwärzungskurve auch „Charak- teristische Kurve“ nennt. Das untenstehende Diagramm zeigt Norm-Schwärzungs- kurven von N – 3 (Flache Gradation) bis N + 2 (steile Gradation).

Das Diagramm stammt aus „Ralf Sänger; Anleitung zum FEM – Kunze Zonentimer ZT2007-RS“

Die Gradation des belichteten Negativs soll durch die Entwicklung so gesteuert werden, dass sich in Abhängigkeit vom Motivkontrast optimale Tonwerte ergeben.

Optimale Tonwerte sind dann gegeben, wenn das Bild nicht „flau“ oder „soßig“, sondern „knackig“ erscheint und neben fein abgestuften Grauwerten über ein sattes Schwarz und ein leuchtendes Weiß verfügt.

Foto: Ansel Adams. Canyon de Chelly, 1941.

Dieses Foto von Ansel Adams ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Tonwertdifferenzierung, die mit dem Zonensystem möglich ist. Es verfügt über fein abgestufte Tonwerte sowie über sattes Schwarz und ein leuchtendes Weiß. Trotz dieses Tonwertreichtums wirkt es weder „flau“ noch „soßig“, sondern „knackig“.

Daher wird beim Zonensystem immer dann unterentwickelt, wenn die Motivkontraste zu hoch sind, und immer dann überentwickelt, wenn die Motivkontraste zu gering sind.

Bei normalem Motivkontrast kann in der Regel eine sog. Normentwicklung durchgeführt werden (N-Entwicklung). Bei Unterentwicklung redet man von N minus Entwicklung (N – 1, N – 2 oder N – 3), bei Überentwicklung von N plus Entwicklung (N + 1, N + 2, N + 3). Der Zahlenwert gibt dabei die Intensität der Über- bzw. Unterentwicklung an.

Die N Entwicklung soll möglichst nahe an der sog. „Normkurve“ liegen, die optimale Tonwerte liefert. Dabei wird der gesamte Belichtungsumfang des Negativs, repräsentiert durch die Normkurve, in 11 Zonen eingeteilt, die von tiefschwarz ohne Zeichnung bis reinweiß ohne Zeichnung gegliedert sind. Jede Zone entspricht einer Blendenstufe. Kopierfähig sind die Zonen I bis IX. Hier sehen Sie eine Darstellung der Zonen nach Ansel Adams:

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 Zonensystem nach Ansel Adams
0. Reines Schwarz, untere Grenze ohne Tonwerte
I. Dunkelster Bildbereich ohne jegliche Zeichnung
II. Dunkler Bildbereich mit geringer Zeichnung
III. Durchzeichnung der dunkleren Tonwerte
IV. Gute Durchzeichnung der dunkleren Tonwerte
V. Bereichsmitte, Deckung 18% der Standardgraukarte
VI. Gute Durchzeichnung der helleren Tonwerte
VII. Durchzeichnung der helleren Tonwerte
VIII. Heller Bildbereich mit geringer Zeichnung
IX. Hellster Bildbereich ohne jegliche Zeichnung
X. Reines Papierweiß, obere Grenze ohne Tonwerte

Auf die Belichtungsmessung nach dem Zonensystem kann hier leider nur kurz eingegangen werden. Es sei hier nur soviel gesagt, dass jeder Belichtungsmesser auf eine mittlere Helligkeit (Grau mit 18%iger Lichtreflexion) abgestimmt ist. Dies entspricht im Zonensystem der Zone V. Eine Belichtungsmessung ist daher immer nur dann korrekt, wenn auf Zone V gemessen wird. Mißt man z. B. die helle Haut einer mittel- europäischen Person an, wird der Belichtungsmesser diese Haut für mittleres Grau halten und dementsprechend einen falschen Meßwert liefern. Da der angemessene Hautton im Zonensystem der Zone VI entspricht, muß also gegenüber dem Meßwert um eine Blende überbelichtet werden. Tut man dies nicht, wird die Haut um eine Blenden- stufe zu dunkel abgebildet, was natürlich auch je nach Intention des Fotografen gewollt sein kann.

Genau hier setzt das Zonensystem an. Mit ihm kann man nicht nur sozusagen „korrekt“, sondern auch Motivbereiche gezielt heller oder dunkler belichten, wobei man bereits vor der Aufnahme weiß, wie hell/ dunkel diese Stelle hinterher im fertigen Bild sein wird. Belichtet man beispielsweise gegenüber dem gemessenen Wert um drei Blenden über, so erhält man statt mittlerem Grau ein Weiß mit einer Spur von Zeichnung. Belichtet man drei Blenden unter, so erhält man statt mittlerem Grau ein sehr, sehr dunkles Fastschwarz mit einer Spur von Zeichnung.

So können abhängig vom Motiv, Motivkontrast und persönlicher Vorliebe des Foto- grafen durch eine geplante Belichtung unter Berücksichtigung des Motivkontrastes die einzelnen Motivteile den Zonen so zugeordnet werden, dass für den Positivprozeß ein möglichst optimales Negativ zur Verfügung steht, so dass der Fotograf im Normalfall mit einer einzigen Papiergradation „Normal“ auskommt (je nach Papiersorte Gradation 2 oder 3) und damit optimale Bildergebnisse erreicht.

© 2012 Heribert Schain. All rights reserved.

Fuji Acros 100 nach Zonensystem, belichtet wie ISO 50/18°; ACUROL-N 1+70; Entwicklungstemperatur 20° C; Entwicklungszeit 13:30 Minuten

Denjenigen, die hier weiter einsteigen möchten,  empfehle ich die entsprechende Literatur, insbesondere „Das Negativ“ von Ansel Adams. Ich verweise hier auch auf den Bretagne-Workshop mit Ralf Sänger, der hier unter „Aktuelles“ angekündigt wird.

Soll ein Entwickler nach dem Zonensystem bezüglich Empfindlichkeit und Kontrast eingetestet werden, wird folgendermaßen vorgegangen:

Man fotografiert einfach eine weiße Fläche ab, z. B. die weiße Rückseite eines Fotopapiers. Hierbei ist es erforderlich, dass mit Tageslicht von ca. 5500° Kelvin beleuchtet wird. Zu diesem Zweck gibt es genormte künstliche Tageslichtquellen, man kann aber auch natürliches Tageslicht verwenden. Man mißt mit einem normalen Belichtungsmesser das Licht, wobei die Empfindlichkeit entweder bereits bekannt ist (Nennempfindlichkeit) oder geschätzt wird.

Der gemessene Wert repräsentiert die Zone 5 (Grau mit 18 % Reflexion), da jeder Belichtungsmesser hierauf geeicht ist. Man errechnet den Belichtungswert für Zone 1, das ist gegenüber dem gemessenen Wert eine um 4 Blenden knappere Belichtung, da jede Zone eine Blendenstufe repräsentiert. Man belichtet von Zone 1 ausgehend jeweils eine Blendenstufe reichlicher alle Zonen von Zone 1 bis 10 auf, wobei normalerweise nur die Belichtungszeiten verändert werden, während die Blende konstant bleibt. Zone 0 (Belichtung mit aufgesetztem Objektivdeckel = Leerbelichtung) entspricht dem Grundschleier.

Es handelt sich daher um eine aufbelichtete Blendenreihe von 10 Stufen, die mit dem einzutestenden Entwickler entwickelt und dann ausgemessen wird. Die Ausmessung erfolgt mit einem speziell hierfür geeigneten Dichtemeßgerät (z. B. LD 100 von FEM- Kunze) unter einem Vergrößerer, in den der zu messende Film wie beim Vergrößern eingelegt wird. Eine Korrektur der so gemessenen Werte ist nicht erforderlich, weil sie auf diese Art und Weise praxisgerecht festgestellt werden, nämlich durch Aufnahme mit einer Kamera und Messung unter einem Vergrößerer, so wie dann ja auch das Bild hergestellt wird.

Wegen des sogenannten Callier-Effekts1 werden unter einem Diffusorvergrößerer wesentlich geringere Dichtewerte gemessen als unter einem Kondensorvergrößerer. Daher muß bei Verwendung eines Kondensorgerätes beim Vergrößern wesentlich weicher entwickelt werden als bei Verwendung eines Diffusorgerätes. Je nach Vergrößerertypus sind daher andere Entwicklungszeiten notwendig.

Nach unseren Erfahrungen wird bei Verwendung eines Densitometers zur Bestimmung der Meßwerte direkt auf dem Film ein Ergebnis erreicht, das ungefähr der Messung unter einem Diffusorvergrößerer entspricht. Allerdings wird hierbei gegenüber der Messung unter einem Diffusorvergrößerer eine etwas geringere Empfindlichkeit angezeigt.

Wenn die Zone 1 eine Dichte von D = 0,1 aufweist, wurde mit der korrekten Empfind- lichkeit aufbelichtet. Hat die Zone 1 höhere Werte, ist die Empfindlichkeit höher, hat sie geringere Werte, ist die Empfindlichkeit geringer.

Die Dichte D ist ein logarithmisches Maß für die entwickelte Schwärzung auf dem Film. Sie ist definiert als dekadischer Logarithmus der Opazität O (Undurchsichtigkeit). Die Opazität O ist definiert als Kehrwert der Transparenz T. Es gilt folgende Beziehung: D = log O = log 1/T.

Die Gradation kann man nur dann korrekt bestimmen, wenn die Aufbelichtung der Zonen mit der richtigen Empfindlichkeit erfolgt ist. Es liegt dann eine N Entwicklung vor, wenn die Zone 1 eine Dichte von 0,1 und die Zone 8 eine Dichte von 1,3 aufweist. Wird diese Dichte bereits bei Zone 7 erreicht, hat man eine N + 1 Entwicklung, bei Zone 6 eine N + 2 Entwicklung. Wird die Dichte 1,3 erst bei Zone 9 erreicht, hat man eine N – 1 Entwicklung, bei Zone 10 eine N – 2 Entwicklung. Untenstehend sehen Sie hierzu eine Tabelle der entsprechenden Soll-Dichte-Werte der einzelnen Zonen:

Die Tabelle stammt aus „Ralf Sänger; Anleitung zum FEM – Kunze Zonentimer ZT2007-RS“:

Die Werte, die man so erhält, sind in mehrfacher Hinsicht relativ. Sie hängen zum einen von der Genauigkeit des verwendeten Belichtungsmessers ab, zum anderen davon, wie genau die Verschlußzeiten der verwendeten Kamera kalibriert sind.

Die Empfindlichkeitswerte des Zonensystems liegen in der Regel unterhalb der sog. Nennempfindlichkeit der verwendeten Filme. Nur bei einigen wenigen Entwicklern, die die Empfindlichkeit besonders gut ausnutzen, wird die Nennempfind- lichkeit erreicht. Daher ist die Empfindlichkeitsbewertung des Zonenystems sehr streng.


Im Gegensatz hierzu ist die Empfindlichkeitsbewertung bei der einfachen Belichtungsmessung wesentlich weniger streng. Hier wird in der Regel nicht auf die Normdichte der Zone 1 abgehoben, sondern auf die Dichte der Zone 2 oder sogar auf die Dichte noch höherer Zonen. Da sich die Dichte höherer Zonen durch Überent- wicklung wesentlich besser anheben läßt als die Dichte der Zone 1 (die Kurve wird steiler), erhält man durch Überentwicklung scheinbar eine wesentlich höhere Emp- findlichkeit, wenn bei der Empfindlichkeitsbewertung z. B. auf die Dichte der Zone 3 abgehoben wird.

Hierauf beruht das sog. Pushen. So wird bei einer Überentwicklung, die beim Zonen- system einer N + 2 Entwicklung entspricht, die Dichte der Zone 1 bei der Normkurve nur um 0,02 gesteigert, also um einen kaum meßbaren Empfindlichkeitsgewinn, der gerade mal einer Zehntel Blende entspricht. Zone 3 hingegen wird um eine knappe Blende angehoben. Wird auf Zone 3 als Maßstab der Empfindlichkeit abgehoben, handelt es sich um einen Empfindlichkeitsgewinn von einer Blende.

Wird mit dieser Empfindlichkeit fotografiert, erhält man also ein Negativ, das im Unterschied zu einer Belichtung nach dem Zonensystem reduzierte Tonwerte und eine wesentlich geringere Schattendifferenzierung aufweist (Zone 1 ist um eine knappe Blende unterbelichtet, erst ab Zone 3 wird korrekt belichtet), damit also Schattendetails verliert. Ist dieser Effekt gewollt und steigert damit die gewünschte Bildaussage, ist dagegen natürlich nichts zu sagen. Wird auf diese Weise eine Aufnahme erst ermög- licht, die sonst wegen zu knappen Lichtes nicht möglich wäre, ist dies ebenfalls ein Gewinn.

Wer allerdings mit dieser Pushempfindlichkeit Aufnahmen macht, die infolge guten Lichtes auch mit geringerer Empfindlichkeit hätten aufgenommen werden können, und dabei optimale Tonwerte und reiche Schattendetails erwartet, wird unweigerlich enttäuscht sein.

© 2012 Heribert Schain. All rights reserved.

Fuji Acros 100 nach Zonensystem, belichtet wie ISO 50/18°; ACUROL-N 1+70; Entwicklungstemperatur 20° C; Entwicklungszeit 13:30 Minuten

Bei der einfachen Belichtungsmessung wird im Unterschied zum Zonensystem der Motivkontrast bei der Messung nicht berücksichtigt. Daher sind die entwickelten Negative im Gesamtkontrast oft sehr viel unterschiedlicher und können beim Vergrößern erheblich mehr Probleme verursachen.

Darum ist bei dieser Art des Arbeitens der Einsatz von Multigrade Papier anzuraten bzw. dringend erforderlich.

Allerdings kann natürlich auch bei der einfachen Belichtungsmessung der Motivkontrast durchaus berücksichtigt werden, indem man zusätzlich zur normalen Belichtungs- messung auf mittleres Grau den Unterschied zwischen den wichtigsten hellsten und dunkelsten Motivteilen ausmißt und so den Motivkontrast feststellt. Zeigt z. B. der Belichtungsmesser einen Unterschied von 2 Blendenstufen an, so handelt es sich um einen sehr geringen Motivkontrast, zeigt er 4 bis 5 Blenden Unterschied an, handelt es sich um einen mittleren Motivkontrast, zeigt er 7 bis 8 Blenden Unterschied an, handelt es sich um einen höheren Motivkontrast.

Bei dieser Methode sind allerdings 3 Messungen notwendig, es handelt sich also damit um eine 3fache Belichtungsmessung.

Durch eine angepaßte (Normal-, Über- oder Unter-) Entwicklung kann so auch bei der einfachen (bzw. 3fachen) Belichtungsmessung der Gesamtkontrast des Negativs gesteuert werden, allerdings kann bei dieser Methode nur eine ungefähre Steuerung des Gesamtkontrastes erfolgen, während bei der Belichtungsmessung nach dem Zonensystem durch Zuordnung bestimmter Motivteile zu bestimmten Zonen ein genau geplantes Gesamtkontrastkonzept entsteht, das mittels einer ganz bestimmten Entwicklung (z. B. einer N+1 Entwicklung) umgesetzt wird.

Bei der einfachen Belichtungsmessung erfolgen also Über- und Unter- entwicklung (Pushen und Pullen) zu dem Zweck, eine andere (höhere oder geringere) Empfindlichkeit zu erzeugen, wobei die gleichzeitig stattfindende Änderung der Gradation einen Nebeneffekt darstellt, der manchmal für den angestrebten Bildzweck günstig ist, in der Mehrzahl der Fälle aber eher störend ist.

Beim Pushen beispielsweise wird ein Motiv mit sehr geringem Motivkontrast mit höherem Kontrast wiedergegeben, was in diesem Fall nicht nur die Empfindlichkeit erhöht, sondern auch die Tonwerte verbessert. In diesem Fall würde man auch nach dem Zonensystem eine Überentwicklung (z. B.  N + 2) durchführen, um die Tonwerte zu optimieren. Wird hingegen ein Motiv mit hohem Motivkontrast gepusht, ist das Ergebnis ein Negativ mit sehr reduzierten Tonwerten, das viel zu kontrastreich ist.

Beim Zonensystem hingegen werden Über- und Unterentwicklung lediglich zur Kontraststeuerung eingesetzt, wobei die dann auftretende Empfind- lichkeitsveränderung einen Nebeneffekt darstellt, der jedoch bereits bei der Belichtung berücksichtigt und kompensiert wird.

Weiterhin ergibt sich, dass die Entwicklungsparameter (Empfindlichkeit, Verdünnung, Entwicklungszeiten) nach dem Zonensystem, die im Datenblatt ACUROL-N aufgeführt sind, selbstverständlich auch bei der einfachen Belichtungsmessung verwendet werden können. Dies gilt ganz allgemein. Jeder Entwickler, der nach dem Zonensystem eingetestet wird, kann mit den gleichen Empfindlichkeitswerten auch für die einfache Belichtungsmessung genutzt werden. Gegenüber der weniger strengen Empfindlichkeits- bewertung der in der Rubrik „einfache Belichtungsmessung“ aufgeführten Werte ergibt sich ein Negativ mit mehr Details in den Schatten und einer besseren Tonwertdifferenzierung.

An dieser Stelle möchte ich Ralf Sänger meinen besonderen Dank für seinen Input und vor allem für seine Grafiken zum Zonensystem aussprechen, die er in diesen Artikel mit eingebracht hat.

Heribert Schain


1 Der Callier-Effekt beruht auf der Lichtstreuung in der fotografischen Schicht. Das gerichtete Licht eines Kondensorvergrößerers durchdringt die Schicht mit sehr viel geringerer Streuung als diffuses Licht. Daher werden unter einem Kondensorvergrößerer höhere Dichten und ein höherer Kontrast gemessen als unter einem Diffusorvergrößerer. Der sog. Callier-Quotient ist das Verhältnis des Meßwertes einer fotografischen Dichte, gemessen im gerichteten Licht, zum Meßwert der gleichen Dichte, gemessen im diffusen Licht. Der Callier-Quotient ist daher ein Maß für die Größe des Callier-Effektes, die von der verwendeten Lichtart sowie auch von der Beschaffenheit der fotografischen Schicht abhängt, insbesondere von deren Korngröße, Kornverteilung und Schichtdicke, welche die Lichtstreuung beeinflussen.