28. April 2013: Weltweiter Tag der Lochkamera-Fotografie
von Anita Schain
Jedes Jahr am letzten Sonntag im April ist Weltweiter Tag der Lochkamera-Fotografie.
Die Lochkamera ist die Ur-Kamera, auf deren Prinzip jede Kamera beruht: auf einer Mattscheibe (oder Film oder Fotopapier) wird ein umgekehrtes und seitenverkehrtes Bild des Motivs entworfen. Im Gegensatz zur Camera obscura, die im Prinzip genau wie ein menschliches Auge funktioniert, hat die Lochkamera keine Linse, sondern nur ein winziges Loch, das als Blende dient.
Die Lichtstrahlen, die jeder Punkt des Motivs ausstrahlt, werden durch dieses Loch genau auf je einen Punkt der Mattscheibe gerichtet. Je kleiner das Loch, desto weniger wird das Licht gestreut, und umso schärfer die Abbildung.
Ursprünglich wurde die Lochkamera vor allem von Malern als Hilfsmittel benutzt, um Proportionen und Perspektive eines Motivs festhalten und ganz genau abzeichnen zu können. Vermutet wird dies z. B. von Vermeer.
Vermeer: Ansicht von Delft, Ausschnitt
Unter künstlerischen Aspekten betrachtet, zeichnen sich Lochkamerafotografien durch technisch bedingte, hier gewollte, impressionistische Unschärfe im Stil des Pictorialismus aus und besitzen unendliche Schärfentiefe. Durch lange Belichtungszeiten ist es hier möglich, planvoll alles Bewegte (z. B. Touristen) aus einem Foto auszuklammern.
Aufgrund der fehlenden Linse ist es sozusagen unmöglich, mit einer Lochkamera überzubelichten – experimentelle Fotos der Sonne mit langen Belichtungszeiten bieten sich an. Mithilfe einer Lochkamera kann man darüberhinaus risikolos eine Sonnenfinsternis beobachten: Man betrachtet die Projektion der Sonnenfinsternis auf der Mattscheibe.
Es ist reizvoll, mit der Urform der Kamera zu experimentieren und damit Film oder Fotopapier zu belichten. Lochkameras lassen sich aus leicht verfügbaren Materialien – Filmdose (toll mit Fotopapier und Belichtungszeiten von bis zu einer Woche), Streichholzschachtel, Keksdose – mit einfachen Mitteln preisgünstig selbst herstellen. Hierbei benötigt man im Grunde nicht mehr als eine lichtundurchlässige Kiste (die „Camera“), eine Nagelschere, Isolierband, etwas starke Alufolie (z. B. von einem Teelicht), eine Nadel – und Film oder Fotopapier.
Selbstbaukits und sogar fertige Lochkameras sind im Handel erhältlich. Die Dirkon (Zusammenziehung aus tschechisch „dírka“ = Loch und „Nikon“: eine Lochkamera aus Pappe mit Kleinbildfilm, die ab Ende der Siebziger Jahre nach Ausschneidebogen aus einem Magazin gefertigt wurde) ist wieder in und wird nun laut Focus von einer englischen Designerin neu aufgelegt.
© 2013 Rebecca Schain. All rights reserved.
Die Negativ- oder Positivscans Eurer Lochkamerabilder könnt Ihr ab Sonntag, den 28. April bis einschließlich Freitag, den 31. Mai auf Pinholeday.org hochladen, der Webseite des Weltweiten Tags der Lochkamera-Fotografie.
© 2012 Dieter Schneider. All rights reserved.
ADOX CHS 50 Rollfilm; belichtet wie ISO 50/18°; Entwicklungstemperatur 20° C; ACUROL-N 1+50; Entwicklungszeit 8:30 Minuten; Kipprhythmus: 30 Sekunden permanent, dann jede Minute 1x
Wie baut man eine Lochkamera?
Lochkamera aus Streichholzschachtel:
Plastik-Kamera zur Lochkamera umbauen: