Wie umweltfreundlich sind die Fine Art-Entwickler von SPUR?

Informationen für Amateurfotografen

1. Verträglichkeit der Chemikalien

Gibt es gesundheitlich völlig unbedenkliche Entwickler?

Zahlreiche alternative Entwickler sind gesundheitlich und ökologisch völlig unbedenklich, z. B. der altbekannte sogenannte „trinkbare Entwickler“ aus Soda, Natron, Vitamin C und Zitronensaft, das seit den 90er Jahren bekannte Caffenol aus Kaffee und Soda, sowie diverse andere, selbstgebraute Entwickler, beispielsweise aus Kartoffelsaft, Seetang oder Magnolienblütentee.

Video: Super 8, entwickelt in Magnolienblütentee

Sind Entwicklersubstanzen giftig?

Vor 50 bis 100 Jahren kamen in der Fotochemie unter laschen gesetzlichen Bestimmungen bekanntermaßen bedenkenlos hochgiftige Substanzen zum Einsatz, z. B. Quecksilbersalze oder Kaliumdichromat. Solche Substanzen werden heutzutage selbstverständlich nicht mehr verwendet.

Die heute in handelsüblichen Schwarzweiß-Chemikalien enthaltenen Chemikalien können reizend oder gesundheitsschädlich sein (z. B. Hydrochinon), sind aber im Normalfall nicht giftig.

Die einzige Ausnahme bildet hier Borax, das noch vor einigen Jahren irrtümlich als völlig unbedenklich eingestuft wurde und als biologisches Reinigungsmittel sowie in der Naturkosmetik Anwendung fand. Borax und die daraus gewonnene Borsäure werden heute als humane Reproduktionsgifte eingestuft. Trotzdem wird Borax in Deutschland weiterhin als Lebensmittelzusatz bei echtem Kaviar verwendet, da angenommen wird, die verzehrte Menge sei so gering, dass die Gesundheit nicht beeinträchtigt wird. Außerdem ist Borax in Seifen, Badezusätzen und Putzmitteln enthalten. Borax und Borsäure sind heute in sehr geringen Mengen Bestandteil von fast allen handelsüblichen Entwicklern.

Welche Entwicklersubstanzen sind gesundheits- und umweltschädlich?

Hydrochinon

Hydrochinon ist ein starkes Reduktionsmittel. Als solches und aufgrund seiner superadditiven Wirkung in Verbindung mit Metol und Phenidon ist Hydrochinon in der Entwicklerformulierung vor allem für kontrastreiche Entwickler weitgehend unersetzlich. Hydrochinon ist gesundheitsschädlich und umweltschädlich. Es steht im Verdacht, beim Menschen Krebs und genetische Defekte zu verursachen, und ist ausgesprochen giftig für Fische und Wasserorganismen. Hydrochinon wirkt bei Menschen in der Praxis allerdings nur beim Einatmen des trockenen Staubs (beim Ansetzen des Konzentrats in der Entwickler-Manufaktur) tatsächlich derart gesundheitsgefährdend, und nicht, wenn beim Entwickeln in der Dunkelkammer Dämpfe aus dem Entwicklerkonzentrat oder der Arbeitslösung eingeatmet werden. Trotz bekannter Gefahren für die Gesundheit wird Hydrochinon seit Beginn der 90er Jahre in Deutschland auch als Bestandteil von Hautcremes gegen Altersflecken verwendet.

Metol

Früher war Metol Bestandteil der meisten Entwickler. Es wurde durch Hydrochinon regeneriert. Man spricht in diesem Zusammenhang von Superadditivität. Metol reizt Augen, Haut und Atemwege. Es ist gesundheitsschädlich und sensibilisierend (allergieauslösend) bei Berührung mit der Haut und beim Verschlucken. Metol ist stark wassergefährdend und wird daher als umweltgefährlich eingestuft. Außerhalb der Fotochemie ist Metol als Inhaltsstoff von Oxidationshaarfarben bekannt. Anstatt Metol wird von SPUR nach Möglichkeit das weitaus wirksamere Phenidon eingesetzt, das ebenfalls mit Hydrochinon Superadditivität erzeugt.

Phenylendiamin

Phenylendiamine sind Farbentwickler, die auch in Schwarzweiß-Entwicklern enthalten sein können. Phenylendiamine sind sehr hautschädlich und außerdem krebserregend, aber in weniger großem Ausmaß als Hydrochinon. Heribert Schain ist gegen alle Farbentwicklersubstanzen sehr stark allergisch. Daher werden Phenyldiamine von SPUR grundsätzlich niemals verwendet.

Phenidon

Fast alle Entwickler enthalten Phenidone, mit Ausnahme von Farbentwicklern und Spezialentwicklern wie z. B. Lithentwicklern. Phenidone sind gesundheitsschädlich und aquatisch toxisch, können aber bei gleicher Wirksamkeit in etwa fünffach geringerer Konzentration eingesetzt werden als Metol.

Wie bedenklich sind die SPUR-Entwickler?

Bis 2009 standen unsere Chemikalien bekanntermaßen in dem Ruf, ein bisschen „öko“ zu sein, d. h. umweltfreundlicher als der Standard. Alle unsere Negativentwickler enthielten das damals  irrtümlich als besonders ökologisch eingestufte Borax. Sie enthielten kein Hydrochinon, kein Metol und keine Phenyldiamine. Der beliebte Papierentwickler SPUR Paper Dur Öko (jetzt: Paper Dur Green) war ebenfalls frei von Hydrochinon, Metol und Phenyldiaminen.

Die einzige kritische Substanz, die damals bei uns zur Anwendung kam, war Phenidon.

Hydrochinonkristalle
Hydrochinonkristalle

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Fünf Jahre später hat sich das standardmäßig in nahezu allen handelsüblichen Entwicklern enthaltene Borax als giftig herausgestellt. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind die Konzentrationen an Borax in unseren Entwicklern allerdings so gering, dass keine Gefahr für die Gesundheit besteht – denn „die Dosis bestimmt das Gift“ (Paracelsus).

Im Fineart-Bereich sind nicht mehr alle SPUR-Entwickler hydrochinonfrei. Das liegt daran, dass wir mit Hydrochinon in einigen Formulierungen wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. Auch die Konzentrationen an Hydrochinon in unseren Entwicklern sind bei bestimmungsgemäßem Gebrauch so gering, dass keine Gefahr für die Gesundheit besteht.

Obwohl wir Metol weiterhin nach Möglichkeit durch Phenidon ersetzen, kommen heute aufgrund wesentlich verbesserter Ergebnisse in einigen SPUR-Entwicklern wieder geringe Mengen Metol zum Einsatz. Wiederum wird bei bestimmungsgemäßem Gebrauch die Gesundheit nicht gefährdet.

Was enthalten unsere Entwickler genau?

Borax

Alle SPUR-Entwickler außer ACUROL-N enthalten Borax in geringen Mengen.

Hydrochinon

SD 2525, SLD, Modular UR Part A2 und Part B, PXD und Paper Dur Green sind hydrochinonfrei.

HRX und Modular UR Part A1 und Part A3 enthalten weniger als 1% Hydrochinon. Entwickler mit weniger als 1% Gehalt an Hydrochinon gelten als hydrochinonarm.

Docu SHC, NHC, ACUROL-N, ACUROL-P und Cool Black enthalten zwischen 1 und 2,5% Hydrochinon.

Paper Dur MA enthält knapp über 2,5% Hydrochinon.

Das Gewicht der Substanzen in 1 Liter Entwicklerkonzentrat dividiert durch das Gewicht des Konzentrats multipliziert mit 100 ergibt ihren prozentualen Gehalt. Für die Arbeitslösung gilt jeweils: die Gefahr ist im Vergleich zum Konzentrat entsprechend der Verdünnung geringer.

Metol

HRX, SD 2525 und ACUROL-N enthalten geringe Mengen Metol: HRX und SD 2525 haben einen Metolgehalt von weniger als 0,05%, ACUROL-N enthält weniger als 0,35% Metol.

Phenyldiamine

Sämtliche SPUR-Entwickler sind frei von Phenylendiaminen.

Phenidone

Alle unsere Entwickler enthalten Phenidone.

  Borax Hydrochinon Metol Phenylendiamin Phenidon
Hochauflösung          
Modular UR New Part A1 x x     x
Modular UR New Part A 2 x       x
Modular UR New Part A 3 x x     x
Modular UR New Part B x       x
           
  Borax Hydrochinon Metol Phenylendiamin Phenidon
SW-Negativentwickler          
ACUROL-N   x x   x
HRX x x x   x
SD 2525 x   x   x
SLD x       x
NHC x x     x
Docu SHC x x     x
PXD x       x
           
  Borax Hydrochinon Metol Phenylendiamin Phenidon
Papierentwickler          
ACUROL-P x x     x
Cool Black x x     x
Paper Dur Green x       x
Paper Dur MA x x     x

2.Sicherheitsvorkehrungen beim Entwickeln

Allgemeine Sicherheitsvorkehrungen

Vor und nach dem Umgang mit Entwicklerchemikalien die Hände mit einem milden Tensid waschen. Augen- und Hautkontakt mit den Chemikalien und das Einatmen von Dämpfen möglichst vermeiden.

1911: Mitglieder von Roald Amundsens Südpolexpedition 1910-1912 posieren vor der Reise zum Südpol mit patentierten Skibrillen
1911: Mitglieder von Roald Amundsens Südpolexpedition 1910-1912 posieren vor der Reise zum Südpol mit patentierten Skibrillen. Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Schutzkleidung tragen

Nicht-Brillenträger sollten zum Schutz der Augen vor etwaigen Spritzern bei der Arbeit vorsichtshalber eine Chemiebrille (online z. B. bei studibedarf.de erhältlich, ab ca. 4 €) tragen. Um Hautkontakt mit den Entwicklerchemikalien zu vermeiden, sollten in der Dunkelkammer immer Latexhandschuhe (z. B. studibedarf.de oder Drogerie) oder bei Latexunverträglichkeit Nitrilhandschuhe (z. B. studibedarf.de) getragen werden. Fotopapier in der Schale grundsätzlich nur mit Handschuhen anfassen. Zum Schutz der Kleidung ist ein Laborkittel (studibedarf.de, ab ca. 17 €) empfehlenswert. Falls kein Laborkittel vorhanden ist, kann eine Küchenschürze gute Dienste tun.

Belüftung

Beim Erwärmen können die Arbeitslösungen Dämpfe freisetzen, die die Augen und die Atmungsorgane reizen. Daher die in den Datenblättern vorgegebenen Temperaturen genau einhalten. Die Dunkelkammer sollte regelmäßig gelüftet werden. Bestimmte Substanzen, wie beispielsweise Essigsäure, haben auch weit unterhalb von kritischen Grenzwerten einen starken Eigengeruch, der an sich keine Gefahr darstellt.

Sicherheitsdatenblätter

In den Sicherheitsdatenblättern sollte man sich über den Schadstoffgehalt der Produkte sowie über ihre korrekte Lagerung und Anwendung informieren. Sicherheitsdatenblätter können bei SPUR jederzeit per E-Mail angefordert werden. Schicken Sie uns eine formlose Nachricht.

Einige Hinweise

Schwangere Frauen können mit Schutzkleidung und guter Belüftung entwickeln. Wenn Sie dabei allerdings kein gutes Gefühl haben, raten wir Ihnen nicht dazu. Gereinigte Waschbecken sind nach dem Entwickeln nicht als gesundheitsgefährdend einzustufen. Es ist allerdings aus hygienischen Gründen ratsam, die Zubereitung von Speisen und die Entwicklung von Filmen und Papieren räumlich zu trennen. Unsere Flaschen haben kindersichere Verschlüsse.

3. Umweltgerechte Entsorgung

Gibt es wirklich umweltfreundliche Entwickler?

Ja, die alternativen Entwickler: Trinkbare Entwickler können bedenkenlos in den Abfluss entsorgt werden.

Hier möchten wir noch folgendes erwähnen: Die häufig im Netz geäußerte Behauptung, Hydrochinon könne man unbedenklich in den Abfluss schütten, da es im verbrauchten Entwickler zum unschädlichen Semichinon oder Benzochinon oxidiert sei, ist völlig falsch.

Hydrochinon ist im Entwickler aus Kapazitätsgründen immer etwas überdosiert und wird beim Entwickeln nicht völlig verbraucht, sodass nicht alles oxidiert wird. Durch die Superadditivität wird das Hydrochinon auch teilweise wieder regeneriert. Daraus folgt: Ein Teil des Hydrochinons bleibt aktiv und ist giftig für Fische.

Alle handelsüblichen Entwicklerchemikalien müssen als Schadstoffe entsorgt werden – das gilt auch für hydrochinonfreie Entwickler.

Darf man Fixierbad in den Abfluss entsorgen?

Ungebrauchtes Fixierbad kann in den Abfluss geschüttet werden. Gebrauchtes Fixierbad dagegen enthält Silber, das auf Mikroorganismen im Wasser toxisch wirkt. Gebrauchtes Fixierbad gehört daher ebenfalls in die Schadstoffsammlung, wo es einer Silberrückgewinnung zugeführt wird.

Video: Silberrückgewinnung

Wie funktioniert die Entsorgung in der Praxis?

Entwickler und gebrauchtes Fixierbad

Entwickler und gebrauchtes Fixierbad getrennt sammeln und zur kommunalen Schadstoffsammlung (Schadstoffmobil) bringen. Termine und Standorte des Schadstoffmobils finden Sie im Abfallkalender Ihrer Kommune.

Stoppbad, Wässerung und Netzmittel

Stoppbad, Wässerung und Netzmittel können bedenkenlos in die Kanalisation eingeleitet werden.

Anita Schain