Schwarzweiß-Negativentwickler im Test: SPUR HRX-3 New
Vor sechs Wochen habe ich ILFORD Delta 100 KB in KODAK D-76 und SPUR ACUROL-N entwickelt. Die Ergebnisse habe ich verglichen und darüber einen Beitrag veröffentlicht. ACUROL-N liefert beeindruckende Schärfe und etwas mehr Korn als D-76. Als ich die Testaufnahmen gemacht habe, habe ich die gleichen Motive auch für spätere Entwicklung in SPUR HRX-3 New abfotografiert. HRX-3 New gehört zur Gruppe derjenigen Entwickler, die weniger Empfindlichkeit nutzen, im Gegenzug dazu aber feines Korn bringen.
Endlich bin ich also dazu gekommen, meinen dritten Satz Testnegative in HRX-3 New zu entwickeln, und in dem vorliegenden Beitrag bespreche ich die Ergebnisse. SPUR HRX-3 New wird in zwei Komponenten A und B geliefert. Um mit 300 ml Arbeitslösung einen Kleinbildfilm bei einer Verdünnung von 1+14 zu entwickeln, dividiert man einfach 300 durch 15; ergibt 20. Man teilt 20 dann gleichmäßig in je 10 ml für jeweils A und B auf und fügt 280 ml möglichst destilliertes oder entionisiertes Wasser hinzu. Das ist übrigens die Verfahrensvorschrift für ILFORD HP5 PLUS. Die Bezeichnung „New“ bedeutet nicht, daß der Entwickler neu auf dem Markt ist, sondern dient einzig dazu, ihn von seinem Vorgänger HRX-3 unterscheiden.
Als Feinkornentwickler verursacht HRX-3 New bei den meisten Filmen einen Verlust von Empfindlichkeit. Der von mir entwickelte ILFORD DELTA 100 war bereits wie 100 ISO belichtet worden und nicht, wie von SPUR empfohlen, bei 80 ISO. Daraufhin fehlte etwas Detail in den Schatten, obwohl die Aufnahmen davon abgesehen schön waren.
Um ACUROL-N mit D-76 zu vergleichen, hatte ich Abzüge von vergleichbaren Nega- tiven gemacht und die Ergebnisse eingescannt. Obwohl ich selbst die Unterschiede zwischen den Entwicklern deutlich sehen konnte, wenn ich die Abzüge in der Hand hielt, waren die Scans der Abzüge in meinem Beitrag objektiv betrachtet vergleichsweise weniger aussagekräftig.
Im Folgenden zeige ich daraufhin Scans von Negativen, die mit SPUR HRX-3 New, SPUR ACUROL-N und KODAK D-76 entwickelt wurden, in der Hoffnung, daß diese visuell überzeugender sind. Ich möchte hier darauf hinweisen, daß die Unterschiede in den Ergebnissen ohnehin subtil sind. Selbst in Vergrößerungen von weniger als 10×18 inch sind sie schwerlich zu erkennen. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, daß diese Unterschiede tatsächlich vorhanden sind und je nach gewählten Film und gestell- ter Aufgabe Einfluß auf die Resultate nehmen. Die hauptsächlichen Charakteristika eines Negativs sind grundsätzlich filmabhängig. Der Entwickler hat hier lediglich einen geschätzten Einfluß von 5-10 %. Da die beiden Feinkornentwickler SPUR HRX-3 New und KODAK D-76 einander vom Konzept her sehr ähnlich sind, gilt dies folglich auch für die Negative.
Nach dieser kurzen Vorrede kann ich Euch mitteilen, daß die Aussagen von SPUR mit Bezug auf ACUROL-N wie auf HRX-3 New sich im Praxistest bewahrheitet haben. Wenn wir D-76 als Meßlatte nehmen, ist ACUROL-N jedenfalls schärfer und HRX-3 New etwas feinkörniger. Ich hege die Hoffnung, daß dies in den von mir hier veröffentlichten Bildern im jpeg-Format zu erkennen ist. Um das Korn deutlich herauszustellen, müßten die Scans meiner Meinung nach noch schärfer sein. Das Potenzial meines Scanners ist leider begrenzt. Nachdem ich allerdings die in HRX-3 New entwickelten DELTA 100 Negative bei 16×20 inch in der Laufbodenkamera untersucht habe, ist es mir offen- sichtlich, daß das Korn extrem fein ist – in der Tat ist es schwierig, den Blick irgendwo zur Ruhe kommen zu lassen! Es folgen einige 100%ige Ausschnitte aus den Scans mit 3200 dpi.
DELTA 100 in D-76 bewirkt eine wunderbare Ausgewogenheit zwischen Schärfe und Feinkörnigkeit. Bei den Unterschieden zwischen den Ergebnissen handelt es sich zweifellos um Nuancen. Das Korn beim HRX-3 ist allerdings schlichtweg die bedeuten- de Spur feiner, während die Schärfe bei beiden Entwicklern ungefähr gleich ist. Mit bloßem Auge betrachtet, bringen die beiden Entwickler Negative, die nahezu identisch aussehen.
Ich habe auch den ILFORD HP5 PLUS in HRX-3 New getestet. Wie von SPUR emp- fohlen, habe ich wie 250 ISO belichtet, und auch das hat sich als eine schöne Film/ Entwickler-Kombination herausgestellt. Als Praxistest hierfür würde ich gerne Abzüge machen. Da ich im Moment anderweitig zu viel zu tun habe, um mich in die Dunkel- kammer zu stellen, habe ich diesen Test allerdings bis auf weiteres verschieben müssen. Die HP5 PLUS Negative allein sehen jedoch bereits hervorragend aus, und das Korn ist sehr schön kontrolliert. Frustriert von den begrenzten Möglichkeiten meines Scanners, habe ich mich darauf verlegt, die HP5 Plus Negative mit einem Diakopier- gerät und meiner Nikon D700 abzufotografieren. Die Ergebnisse sind definitiv besser – aber nur in der Bildmitte. Zu den Bildrändern hin läßt die Schärfe nach.
Je mehr ich versuche, die Qualität von Negativen für digitale Reproduktion zu erfassen, umso mehr schätze ich in der Dunkelkammer angefertigte Prints. Negative und Baryt sind ein Traumpaar. Negativscans dagegen sind eine Frickellösung, außer wenn man hohe Summen für wirklich hochwertige Scans ausgeben kann. Untenstehend seht Ihr einige Aufnahmen von je einer Rolle DELTA 100 und HP5 PLUS, die jeweils in HRX-3 New entwickelt wurden. Diese Fotos sind lediglich als Einblick gedacht, damit Ihr Euch ein Bild davon machen könnt, wie gut der Entwickler mit DELTA 100 und HP5 PLUS harmoniert. Der Hinweis möge genügen, daß der Feinkornentwickler SPUR HRX-3 New mindestens so gut ist wie KODAK D-76, und wahrscheinlich sogar etwas besser – besser geht’s nicht.
Bruce Robbins
Deutsche Übersetzung: Anita Schain. Lesen Sie auch das das englischsprachige Original des Artikels von Bruce Robbins auf seinem Blog „The Online Darkroom„.